1878 - Die Pestgasse by Uwe Voehl

1878 - Die Pestgasse by Uwe Voehl

Autor:Uwe Voehl [Voehl, Uwe]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2014-07-08T20:54:04+00:00


Erneut fiel mein Blick auf den Prospekt. Wie kam Glenda auf das Foto? Noch während ich es betrachtete, begann das Foto zu flimmern. Die winzigen Gestalten bewegten sich. Ich schaute unverwandt auf Glenda. Sie wandte den Kopf nach rechts und links, als sei sie in Panik. Dann plötzlich schaute sie mir direkt in die Augen. Sie schien zu spüren, dass ich da war.

»Glenda!«, rief ich. »Glenda? Hörst du mich?«

Ein Pärchen, das gerade engumschlungen an mir vorbeiflanierte, sah mich merkwürdig berührt an. Die Frau und der Mann schienen nichts von der magischen Aura, die mich umfasst hielt, mitzubekommen. Der Mann tippte sich an den Kopf. Sie schlenderten weiter.

Gebannt schaute ich weiter auf die Szenerie in dem Heft. Glenda nickte, dann schüttelte sie den Kopf. Was sollte mir die widersprüchliche Geste sagen?

Ich fühlte, dass das Kreuz auf meiner Brust sich erhitzte. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass ich in Gefahr war.

Plötzlich schlugen Flammen aus dem Prospekt. Ich ließ ihn zu Boden fallen und sah zu, wie er innerhalb von Sekunden verbrannte.

***

Als ich wieder hochschaute, sah ich am Eingang des gegenüberliegenden Hauses den Liliputaner. Er grinste mich böse an.

Ich erkannte ihn sofort. Es war derselbe, der mich in der Hafenbar aufs Korn genommen hatte. Ich spurtete los.

Er reagierte augenblicklich, drehte sich um und hüpfte ins Haus

Hinter mir hörte ich das Quietschen von Bremsen. Ein aufgebrachter Autofahrer rief hinter mir her.

Ich machte mir nichts daraus. Meine ganze Aufmerksamkeit galt dem Flüchtenden. Er war wieselflink. Als ich den Eingang erreichte und in den Hausflur stürmte, war er bereits nicht mehr zu sehen.

Wohin war geflüchtet? Nach oben oder nach unten?

Von oben glaubte ich ein meckerndes Lachen zu hören. Ich stürmte die Treppen hoch.

Als ich in der oberen Etage angelangt war, wusste ich, dass er mich hereingelegt hatte.

Das meckernde Lachen erklang nun von unten.

Ich raste die Treppen hinab bis in den Keller.

Eine offenstehende Brandschutztür fiel mir auf. Sie stand geradezu verlockend auffällig offen.

Ich zog die Beretta und lauschte in die Dunkelheit hinein. Nichts rührte sich.

Ich trat einen Schritt vor und tastete nach einem Lichtschalter. Vergeblich.

Ich hatte eine Taschenlampe dabei, aber ich zögerte, sie anzuknipsen. Ich würde eine perfekte Zielscheibe abgeben.

Ich wartete weitere zwei Minuten ab. Als sich immer noch nichts tat, wagte ich es: Ich trat in den dahinterliegenden Raum und taucht ein die Dunkelheit ein.

Aus weiter Ferne glaubte ich wieder das Lachen zu hören. Ich tastete mich an der Wand entlang vorwärts.

Plötzlich sah ich weit vor mir einen flackernden Lichtschein. Ich ging darauf zu, aber zugleich bewegte sich auf das Licht weiter.

Schließlich gelangte ich in einen von schwarzen Kerzen erleuchten Raum. Es gab gleich mehrere Gänge, die hinausführten. Welchen hatte der Liliputaner gewählt?

Ich fluchte.

Eine kaum zu erkennende Bewegung hinter einem der Ausgänge ließ mich handeln. Im selben Augenblick brachte ein eisiger Windstoß sämtliche Kerzen zum Erlöschen.

Ich lief weiter. Aber auch der nächste Raum war leer. Auch hier brannten schwarze Kerzen.

Der Liliputaner spielte Katz und Maus mit mir. Immer wieder erhaschte ich nun einen kurzen Blick auf ihn oder ich hörte sein hohes, meckerndes Lachen. Aber wenn ich dorthin lief, war er bereits wieder verschwunden.



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